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Rainbow Jungle und Kalbarri National Park

Heute ging es in den Nationalpark, aber vorher wollten wir noch in den „Rainbow Jungle“, eine privat geführte Aufzuchtstation für heimische Papageien und Sittiche, die auch einige exotische Arten beherbergt. Wir dachten uns, auch Luisa hat was von dem bunten Gewusel und Gezwitscher. Der Park hat uns gut gefallen, für Luisa war es aber ein bissel zu viel gucken, woraufhin sie auf der Hälfte des Rundgangs eingeschlafen ist. Das Areal war sehr liebevoll und mit viel Mühe angelegt. Alles war super gepflegt und der Kaffee der Beste, den wir in Australien bis heute getrunken haben. Preis/Leistung war Top.

Der Nationalpark Kalbarri ist zunächst über asphaltierte und dann Dirt Roads erreichbar. Dank frisch geschobener Piste war der Weg zum Aussichtspunkt „The Loop“ auch für unser zweiradgetriebenes Gefährt gut zu meistern. Lediglich die letzten 6 der insgesamt 22 km waren etwas holprig, aber Luisa mag ja geschuckelt werden und hat als die Straße ganz schlecht wurde wieder mal ein Nickerchen eingelegt. Der Ausblick auf die tief in den roten Sandstein gespülten Schluchten ist wirklich grandios, das „Natures Window“ (siehe Fotos) hatten wir für die Fotosession ganz für uns alleine – in der Hochsaison muss man hier anstehen. Den 8 km langen schattenlosen Rundweg haben wir bei 30 Grad mit Baby aber lieber sein lassen. Anschließend ging’s dann zu unserem ersten „Free-Campingplatz“, einem Rastplatz ca. 60 km nördlich von Kalbarri. Diese Plätze sind mit Toiletten und Sitzmöglichkeiten ausgerüstete Rastplätze, auf denen 24h Verbleib erlaubt ist. Hier finden sich haufenweise Reisende aller Generationen ein. Vom Rentnerpaar mit Riesencampingbus und Anhänger mit Boot oder Geländewagen (hier Graue Nomaden genannt weil sie Ihr Haus in der Regel verkauft haben) bis hin zu jungen Leuten, die in ihrem Kombi unterwegs sind. Abends vor dem Mondaufgang gab es hier bei einem Gläschen Rotwein einen atemberaubenden Sternenhimmel zu bestaunen.

Unser Campervan

Unser Camper ist ein Toyota Hiace von der Verleihfirma Mighty, die das Teil „Double Down“ nennen.

Das Alter schätzen wir auf mindestens 10 Jahre, die km Leistung beträgt knapp 290.000 km, was für australische Verhältnisse durchaus normal ist. Technisch scheint das Teil – soweit wir das beurteilen können – sehr gut gewartet zu sein.

Küchenseitig gibt es einen Kühlschrank, der seinen Job relativ geräuschvoll verrichtet und wohl so alt ist wie der Van. Ein 2 Flammen-Gas Kocher, eine Mikrowelle und eine Spüle komplettieren die Ausstattung. Kochutensilien sowie Geschirr und Besteck sind ebenso vorhanden

Es gibt einigen Stauraum, wenngleich man davon bekanntermaßen nie genug haben kann. Die Küche hat diverse gut nutzbare Schubladen, unter den Sitzbänken unten befindet sich Stauraum, der allerdings kaum Sortierung ermöglicht. Das Handschuhfach hat eine Größe, die alle Reiseführer, Karten und wichtige Dokumente aufnimmt – da können sich unsere deutschen Hersteller mal eine Scheibe abschneiden. Es gibt einen zentralen Tisch, den wir Dank jetzt gutem Wetter nie nutzen und der an anderer Stelle verbaut zusammen mit drei Brettchen das untere Bett formt. Hier schlafen wir zu Dritt. Es gibt insgesamt 2 Schlafplätze oben und 2 unten – wir nutzen den Raum oben im Heck vornehmlich als Stauraum für Bettzeug, Taschen etc.

Die Innenausstattung hat eine professionelle Reinigung bitter nötig – vom Zustand waren wir enttäuscht. Zwar gab es gereinigtes Bettzeug, Bezüge etc. aber die Poster, Dachhimmel usw. sind nicht gerade einladend. Gebraucht ist ja kein Problem, aber wenn man einen Camper für 50 Tage zum Preis von 2550 Euro vermietet sollte ein gereinigter Innenraum durchaus drin sein. Nicht nur wir beurteilen das so: Torsten und Susanne, die auch mit Baby unterwegs sind und die wir in Shark Bay getroffen haben, fahren das gleiche Gerät vom gleichen Vermieter und haben den gleichen Eindruck. Wir sind also kein Einzelfall.

Ein bisschen zur Technik: Benzinmotor mit Automatik, Klima und sicher mehr als 100 PS. Der Motor zieht gut durch, hat bestimmt mehr als 2 l Hubraum und säuft dabei wie ein Kamel nach einwöchiger Wüstendurchquerung. Ich hatte erst gedacht, die Handbremse (Stockhebel) vergessen zu haben oder mit platten Reifen unterwegs zu sein aber nein, alles in bester Ordnung. Die 14 l/100km scheinen normal zu sein. Das ganze bei durchschnittlich 100-110 km/h auf dem Highway. Das ergibt mit etwas Puffer eine Reichweite von 400 km – wirklich schwach für australische Verhältnisse. Gerade hier im Nordwesten heißt das: jede Tankstelle (hier: Roadhouse) ansteuern.

Zumindest läuft das durstige Motörchen super ruhig, ist positioniert zwischen Fahrer und Beifahrersitz und über einen Klappmechanismus zugänglich (für die ostdeutschen Leser über 35: gleiche Lage wir im Barkas B1000). Unser Vermieter hat uns darauf hingewiesen, dass Öl und Wasserstand täglich zu kontrollieren sind. Wasser ist unter der „Motor“-haube leicht zu finden, wie man aber an den Ölmessstab kommt erzählt einem niemand ;-). Nach einigem Rumfummeln und Suchen bin ich fündig geworden und gleichzeitig erleichtert, dass Torsten – immerhin KFZ Mechaniker bei VW – das Teil auch nur mittels Internetrecherche gefunden hat.

Der Campingeinbau ist ok, Detailverbesserungen gibt es viele: insbesondere sind 30 l Wassertank zu wenig, es fehlt ein Spannungswandler so dass 220V nur bei externem Strom verfügbar ist. 12V Steckdose gibt es eine einzige

Fazit: Wie haben nun um die 1500 km abgespult, davon einige km Dirt-Road. Das Teil ist ok – fährt, bremst, lenkt. Durch den hohen Aufbau ist der Bock etwas windempfindlich und fahrwerksmäßig ein bisschen schwammig. Ansonsten eine zuverlässige, solide Kiste mit zu wenig Reichweite und zu hohem Verbrauch. Wir sind zufrieden, auch wenn meine Augen auf den Campingplätzen und auf der Strecke regelmäßig zu den höhergelegten und strandtauglich bereifte Toyota Hilux, Landcruisern, Petrols und Pajeros schweifen…

 

weiter nordwärts nach Geraldton

Der Wind lässt nur etwas nach und wir fahren weiter gen Norden mit kurzem Stop in Green Head. Auch hier fällt uns auf, dass dieser Küstenort ziemlich verschlafen ist. Kaum Menschen auf der Strasse, wenig Infrastruktur. Es gibt einen Burgerladen, eine Tankstelle und wie fast überall seit Perth – Grundstücke und Häuser „For Sale“. Wir werden den Eindruck nicht los, dass es trotz staatlicher Investitionen (in Geraldton hat WA gerade mehrere Millionen $ in Infrastruktur gesteckt) keine wachsende Wirtschaft gibt. Es kann aber auch an der Weite und dem massiv vorhandenen Platz liegen, dass uns seit Perth immer wieder neu geplante „Retortenstädte“ begegnen, die mit ihren Grundstücken nach zahlungskräftigen Käufern suchen. Zu Kaufen gibt es auf jeden Fall genug.

Wir statten dem Lesueur NP einen Besuch ab und fahren hierfür einige km „Dirt Road“, also nicht asphaltierte Straßen in der charakteristischen roten Farbe. Der sonst übliche Staub bleibt diesmal aus, da der Regen die Piste gut durchgeweicht hat, Abgesehen von einigen Ausspülungen lässt sich die Piste aber mit 50-60 km/h gut befahren.

Der NP ist für Fans der Botanik sicher ein Highlight, wir fanden es relativ unspektakulär. Wir sind nach dem Winter noch zu früh dran und die versprochenen Blütenmeere bleiben (noch) aus. Es ist aber erkennbar, dass dies in einigen Wochen anders aussehen kann.

Geraldton ist die zweitgrößte Stadt in Western Australia, aber mit 37.000 Einwohnern doch sehr überschaubar und gemütlich. Die Hauptstadt des Lobster (Hummer) schien eine gute Adresse für einen letzten Restaurantbesuch. Alle Empfehlungen in unseren Reiseführern waren entweder geschlossen oder gar nicht aufzufinden, so dass wir halb verhungert und entmutigt in den noch offenen KFC (Kentucky Fried Chicken) liefen und das wohl schlechteste Abendessen in Australien zu uns genommen haben.

Wir bleiben 2 Tage, sortieren bei besserem Wetter Van und Ausrüstung und brechen früh morgens weiter gen Norden auf.

Abflug nach Australien

Endlich geht’s los!

15.45 Uhr Abflug München mit einem Emirates A380 und 2 weiteren Babys in unserer Nähe. Luisa findet es Spitze, schläft abwechselnd in Trage, Arm oder Baby-Basinette. Ankunft Dubai nach 5,5 h Flug um ca. 23.30 Uhr Ortszeit mit 3 h Aufenthalt. Wir schlagen uns übermüdet durch, Luisa nutzt die von Emirates gesponsorte Karre und schläft einige Stunden. Wieder im Flieger Richtung Perth haben wir nicht nur die Passagiere um uns herum auf unserer Seite (Danke an Rina & Seba für die Oropaxspende, die wie mit kleinem Brief und Schoki aufgehübscht an die Passagiere um uns herum verteilt haben) – nein – Luisa hatte bei der Bordbesatzung den absoluten Freibrief. Nach weiteren 12 h Flug sind wir geschafft aber glücklich in Perth gelandet.