Unser nächstes Reiseziel ist die Ile-de-Ré. Die Route läuft durch das Weinanbaugebiet Medoc nördlich von Bordeaux. Hier entstehen seit Jahrhunderten die besten Rotweine und die prächtigen Weinchalets warten auf Besucher, Verkostung und Verkauf. Leider ist Sonntag und wir stehen fast ausschließlich vor verschlossenen Türen. Ein weniger pompöses Weingut schreibt „Ouvert“ und wir shoppen ein wenig. Mal schauen, wie viele Flaschen noch in Deutschland ankommen…
Von Le Verdon sur Mer schippern wir per Fähre nach Royan, wo wir, da wir ja nicht abhängen können, einen WoMo-Stellplatz direkt am Strand ausgewählt haben. Angekommen das mittlerweile bekannte Bild: Wohnmobilisten sitzen in Ihren mobilen Häusern und machen den Fernseher an und das Bier auf. Ganz so wie zu Hause. Kein Hering in der Erde, kein Sitzmöbel draußen – nichts für uns. Wir machen eine vielbeobachtete Schleife auf dem Schotterparkplatz und fahren weg. Luisa hat auf den letzten Meter vor dem Stellplatz Hühner gesehen und wir haben was von Camping gelesen. Wir biegen ein und sehen nach einem neuen Schild einen Bauernhof, der nur matschig schwarz war, voller Möhle und Dreck überall…Google hat uns später gezeigt, dass es dahinter eine grüne Wiese zum campen gab. Auch nix – wir rangieren raus und fahren wenige Hundert Meter auf einen weiteren Camping La Ferme, den Bea und ich beim zurückfahren zu den Hühnern gesehen hatten. Wir fahren rauf und sehen einen in Gummistiefeln und Kittel gekleideten Mann, der in seiner Werkstatt steht. Ich sehe schon von weitem das Schweißgerät. Das ist die Lösung für unser Stützradproblem. Die Gewindehülse war rausgebrochen und musste entweder getauscht oder repariert werden. Wer schweisst heutzutage in Frankreich bei einem der großen Autoreparaturketten??? Niemand!!! Er war unser Mann und mein Ossiherz pochte laut: Reparieren statt austauschen.
Nach einem fluffigen Bonjour gestikulierte ich auf sein Schweißgerät, zeigte zum Anhänger und bat ihm erneut per Geste mitzukommen. Bea fummelte ihre Französisch-Deutsch App raus und suchte nach „schweißen“. Er las, wusste aber schon was ich wollte. Kurzum brauchten wir seinen 16er Schlüssel – Hymer oder wer auch immer diese Anhängekonstruktion verbrochen hat – nehmt nen 17er, den hätte ich dabei gehabt. Unser netter französischer Camping Landwirt schweisste das Teil praktikabel und von beiden Seiten. Grandios. Wir hatten uns auf langes Rumfahren und suchen nach Reparaturmöglicheiten eingestellt. Geld wollte der nette Mann nicht.
Wir campen auf der großen Wiese, umringt von Dauercampern aller Art. Abgewrackter und versiffter „Tabbert“ Wohnwagen bis hin zu TOP gepflegten Mobile Homes. Die Sanitäranlagen neben dem Kuhstall waren aus den 80ern und durch.
Egal, wir schlafen ruhig, waschen morgens den Wohnwagen und puzzeln alles wieder an Ort und Stelle. Auf in Richtung Ile-de-Ré.